Seifenblasen... 

Beschreibung


Eine Entdeckung der Möglichkeit zum Schreiben von "Zettelchen" für mich und andere
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"A blog a day keeps the blogger to stay." ^^ (Tamaro)

10.11.2023

Vorfreitag, St.Martin, der 9. November, der Schicksalstag und ein ungelöstes Problem

Zu St. Martin waren bei uns heute am Abend 20 Kinder zum Singen da.^^ Eigentlich ist der Martinstag ja erst am 11. November.
Heute bekamen sie nur Äpfel und Nüsse, was jedoch sehr gut ankam.
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Der 9. November ist in unserer Geschichte ein historisches Datum.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag des 09.11.1989.
Als wir nach einer Autofahrt von einem Geburtstag in meiner Heimatstadt zurückkamen, schaltete ich das Fernsehgerät an und sah viele Menschen auf der Berliner Mauer jubeln und winken.
Ich sagte sofort allen anderen Bescheid, den Fernseher einzuschalten.

Die Mauer war auf!
Es war kaum zu glauben, was da zu sehen war.

Und heute vor 85 Jahren war die Reichspogromnacht am 09.11.1938 (um­gangs­sprach­lich auch als Reichs­kris­tall­nacht bezeichnet, was aber eher ein ver­herr­lichen­des und ver­harm­losen­des Wort dafür ist), an dem or­gani­sierte Schlä­ger­trupps jüdische Ge­schäf­te, Gottes­häuser und andere Ein­rich­tungen in Brand setzten.

Davor war der Hitlerputsch 1923, die Novemberrevolution 1918 und das Scheitern der Märzrevolution 1848.
Der Schicksalstag“ 9. November symbolisiert die Hoffnungen der Deutschen, aber auch den Weg in die Verbrechen des „Dritten Reiches“.

Im Mai 2008 habe ich mal einen Eintrag auf meinem Space geschrieben, in dem es auch um das Lied "Jerusalem" von Daliah Lavi ging und um die Ausrufung des Staates Israel durch Ben-Gurion 1948.
Es war eher ein Gedenken an dieses Ereignis, und was mit diesem Lied für mich ver­bun­den war und ist.

Auf diesen Eintrag bekam ich folgenden Kommentar:
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Kommentar von P.:

Hallo Tamaro
Ich kann Deine Gefühle überhaupt nicht teilen, obwohl ich das Lied und auch Daliah Lavi sehr mag.
Da kommt ein Wandervolk daher, überfällt ein Volk, metzelt alles ab, besetzt das Land, beutet aus und gründet ein Fremdstaat auf fremden Boden und vertreibt die Bewohner, tötet und versklavt sie und erklärt: "Dieses Land ist uns versprochen, das ist das ge­lob­te Land". Zum totlachen, wenn es nicht so trauig und blutig wäre.
FREIES PALÄSTINA!!! Liebe Grüße
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Das konnte ich aber nicht so stehen lassen und entgegnete:

Kommentar von Tamaro (also meiner) darauf:

Das ist mir ein bisschen zu schwarz-weiß gedacht, was Du da sagst, Prema. Die po­li­ti­sche Seite ist das eine…
Und Kriege, egal aus welchen Gründen sie geführt werden, sind für die Unbeteiligten immer mit grausamer Zerstörung ihres Lebens und ihrer Würde verbunden.

Es gibt viele Menschen, die heimatlos sind,- oder geworden sind. Die weder hierhin noch dorthin gehören. Doch ich vermag in diesem Fall nicht zu sagen: ’Wandervolk‘ und ’Fremdstaat auf fremdem Boden‘. Wir (die Deutschen) haben das Ziel gehabt, dieses Volk gänzlich auszurotten,- "von der Erde zu tilgen".

Sie hatten bei uns eine Heimat, sie hatten im Osten eine Heimat, sie hatten in Palästina eine Heimat. Doch diese Heimat ist ihnen bei uns und im Osten gewaltsam genommen worden. Und Du kennst diese Geschichte.
Wenn es damals gelungen wäre, sie wirklich weltweit zu vernichten, was erklärtes Ziel war, könnte man heute sagen: Ja, das Problem gäbe es nicht, und Palästina wäre ’frei‘.
"Hätten die ganzen restlichen Flüchtlinge und Vertriebenen, die sich haben retten kön­nen, doch sonstwo hingehen sollen. Das gelobte Land? Das hat doch nur in ihrer Vor­stellung existiert. Und zweitausend Jahre sind ein langer Zeitraum,- da können sie keine Ansprüche mehr stellen. Ist doch längst verjährt. Die Geschichte hat längst an­dere Fak­ten ge­schaf­fen. Sie waren ja sowieso immer die Vertriebenen und vom Anti­semi­tis­mus Verfolgten,- sie hatten also eh keine Heimat."

Doch solche Gedankengänge empfinde ich als zynisch. Denn es verkennt die Pro­ble­ma­tik. (Und es wären rechtsradikale Thesen, die ich nicht teilen kann.) Ihnen das Recht auf einen eigenen Staat absprechen zu wollen, kann ich aufgrund der Geschichte (der Schuld) meines eigenen Vater- oder Mutterlandes nicht vertreten. Genausowenig, den Palästinensern das Recht auf einen eigenen Staat abzusprechen. Doch das ist der müh­same Prozess politischer Wege. Und die Fanatiker (und manchmal auch Politiker) auf beiden Seiten sind es, die eine friedliche Annäherung und Einigung durch Terror ver­hin­dern wollen. Da metzeln beide Seiten einander ab.
Da verhält sich keine Seite besser oder gerechter als die andere.

Bei meinen Gefühlen geht es hier nicht um die Rechtsansprüche, egal von welcher Sei­te. Ich bin froh um jeden einzelnen Menschen, welcher der Gaskammer entgangen ist oder aus den Konzentrationslagern befreit werden konnte. Und der heute davon be­rich­tet, wie es gewesen ist, sich einen eigenen Staat aufzubauen, was ihnen von allen an­deren Völkern immer verwehrt worden ist.

Und diese Sehnsucht, ein Stück Land als Heimat bezeichnen zu können, wo man das Gefühl hat, dorthin zu gehören, ist in diesem Lied symbolhaft mit Jerusalem verbunden. Dies ist meine Stadt. Dies ist mein Land. Dies ist meine Heimat. Dort sind meine Wur­zeln. Dort gehöre ich hin.

Und im Lied kommt ja indirekt die Gebrochenheit auch zu Ausdruck, wenn von der Vi­sion gesprochen wird, dass es eines Tages Frieden geben könnte.
Liebe Grüße, Tamaro
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Über dieses Lied ging damals mein Eintrag, Das Video gibt es längst nicht mehr. Es ist immerhin 15 Jahre her.

Doch ich habe das Lied mehrfach auf YouTube gefunden. Zwar nicht mehr in der Version von damals, aber andere.

       
       Jerusalem by Daliah Lavi

Das Lied wurde von "uplifter1000" bei YouTube hochgeladen.
Ich hoffe, es bleibt hier eine Weile zu sehen.

Ich bin mit vielen politischen Entscheidungen, die die Regierung Israels trifft, nicht ein­ver­standen.
Doch es GEHT absolut NICHT, dass es jetzt in Deutschland wieder Brandanschläge auf Synagogen gibt und Juden Angst haben müssen, als solche im Alltag, in der Schule, in der Kita usw. erkannt und beleidigt zu werden oder gar Schlimmeres erdulden zu müs­sen.

Solange es zwischen Israel und den Palästinensern keine Zweistaatenlösung gibt, so­lange bleibt es in dieser Region ein ungelöstes Problem.

Aber was Hamas angerichtet hat und noch anrichtet, geht gar nicht. Die Hamas wird nicht umsonst als Terrororganisation eingestuft, weil sie die Vernichtung des Staates Israel zum Ziel hat.
Insofern finde ich es völlig gerechtfertigt, dass Israel Krieg gegen die Hamas führt und sie unwirksam machen will.

Wohlgemerkt: Israel führt KEINEN Krieg gegen die Palestinenser oder das pa­läs­ti­nen­sische Volk, wie vielfach bei uns behauptet wird. Israel führt Krieg gegen die Ter­ror­or­gani­sation Hamas!

            Fahne von Iisrael...

Mein Herz schlägt für Israel und das jüdische Volk...
Ich als Sohn der Generation der Väter, die sich in verbrecherischer Weise schuldig ge­macht haben, kann das nicht relativieren. Und es IST nicht zu relativieren.

Da hat sich nichts an meinem damaligen Kommentar geändert.

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Danke für den Kommentar! :)

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